Direkt südlich von Iraklion liegt der Golf der Messaraebene. Diese Bucht mit einer Breite von gut 10 km ist bis heute unberührter Sandstrand und eines der letzten Brutgebiete der Meeresschildkröte Caretta Caretta. In der Mitte der Bucht mündet der Fluss Geropotamos ins libysche Meer und im Mündungsgebiet liegt ein Militärflughafen der griechischen Armee der ursprünglich von den deutschen Besatzungstruppen zur Unterstützung der nazideutschen Kriegsführung unter Feldmarschall Rommel angelegt wurde. Im Küstenbereich dieses Flughafens und unserer Nachbarstadt Timbaki soll nach Willen der derzeitigen griechischen Regierung ein Umschlaghafen für Container mit einer Ausdehnung von ca. 4X5 km oder mehr ins Meer betoniert werden. Das ganze soll für eine chinesische Großreederei aus Shanghai unter Beteiligung des griechischen Staates, der Flächen des Militärflughafens beisteuern soll und griechischer Investoren gebaut werden. Insgesamt soll die griechische Seite 51% der Anteile halten. Im Gespräch ist auch eine finanzielle Beteiligung der EU im Rahmen eines Entwicklungskredites. Die ortsansässige Bevölkerung die weitgehend vom Individualtourismus, der Landwirtschaft mit Erzeugung von Gemüse und Olivenöl sowie kleinen und mittleren Industrie- und Handwerksbetrieben lebt befindet sich sozial und ökonomisch in einer insgesamt guten Situation und gibt Wanderarbeitern aus den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts und vor allem auch aus Albanien Arbeit. Die Bevölkerung von Timbaki sowie der gesamten betroffenen Messara ist über die Pläne unzureichend informiert und dies möglicherweise absichtlich! Während gleichzeitig (am 18.01.06) der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis sich in Peking aufhält und beabsichtigt ein “letter of intend” bezüglich der Containerschiffart und der Häfen zu unterzeichnen sind die Betroffenen der Meinung es handele sich um einen kleinen konventionellen Hafen eventuell noch mit Jachthafen. An der Einrichtung eines Umschlaghafens für Container in Timbaki haben aber nun auch schon andere Schifffahrtslinien Interesse angemeldet. Der Bau dieses Hafens würde einerseits die Zerstörung einer noch fast völlig intakten Küstenlinie mit Sandstrand und mit einem gut erhaltenen Ökosystem bedeuten. Bedingt durch die zu erwartende häufige Ankunft von Schiffen aus dem südchinesischen Meer ist jedoch mit der Einfuhr von Mikro- und Makroorganismen aus den dortigen Gewässern zu rechnen was schon anderenorts im Mittelmeer zu Störungen der maritimen Flora und Fauna geführt hat. Andererseits bedeutet ein derartiger Umschlaghafen für Container ökonomisch gesehen einen praktisch ungehinderten und kaum zu kontrollierenden Zugang der chinesischen Wirtschaft (und auch anderer?) zu allen Anrainerstaaten des Mittelmeeres und des Schwarzmeerraumes, möglicherweise auch über den Suezkanal zur arabischen Halbinsel und Ostafrika. Es ist zu bedenken, dass bisher von den großen Containerschiffen im Wesentlichen nur in den großen Häfen wie Rotterdamm oder Hamburg auf kleinere Schiffe umgeladen werden konnte. In keinem Hafen des Mittelmeeres ist derartiges bis heute in gleichem Maßstab möglich. Dieses Projekt dient ausschließlich allgemeinen Wirtschaftsinteressen sowie direkt dem griechischen Staat und einigen wenigen und schon steinreichen Finanziers. Der ansässigen Bevölkerung werden keine zusätzlichen Arbeitsplätze entstehen, hingegen werden zahllose Arbeitsplätze und Existenzen im touristischen Bereich mit Sicherheit vernichtet! Die Stadt Timbaki wird ihren bisherigen freien Zugang zum Strand gegen eine Kulisse von Kaianlagen, Schiffen und Verladekränen tauschen die tags und nachts nie still stehen werden. Für ganz Kreta ist jetzt schon absehbar, dass der Zubau eines weiteren E-Kraftwerks nur und ausschließlich auf Grund des Hafens erforderlich sein würde! Der Verbrauch an elektrischem Strom in der touristischen Saison ist derzeit nur ganz knapp gedeckt und ein Stromausfall in einem Containerterminal dieser Größe hätte schwerste wirtschaftliche Schäden zur Folge. Auf Grund der kretischen Mentalität ist zu erwarten dass es im Laufe der Auseinandersetzung um das Für und Wieder dieses doch schweren Eingriffs in die ökonomischen, sozialen und auch kulturellen Verhältnisse der Messara Ebene auch zu Gewaltanwendung kommen wird. Wir sehen unsere Aufgabe darin dies zu verhindern. Wilfried Mache, Arzt für Orthopädie Karin Mache, Hautärztin . ecocrete.gr . |